Tomaz Gnus

Fotoserie „My Heart goes Boom, Boom, Boom, Boom“, 2015

Die vier auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden Fotografien von Tomaz Gnus zeigen einen benutzten Rachenspray und eine Kartoffel. Auf den zweiten Blick erkennt der Betrachter, dass es sich bei der gekochten Kartoffeln jeweils um ein anderes Exemplar handelt.
Die beiden Gegenstände des Alltags scheinen auf den Fotografien mit Bedacht platziert und exzellent ausgeleuchtet. Gerade diese Inszenierung macht die Serie spannend: wir erkennen hier einen eklatanten Widerspruch in der qualitätvollen Fotografie und der Banalität der Objekte, die bei manchen Betrachtern sogar Ekel hervorrufen können.
Tomaz Gnus bezieht sich auf eine uralte Tradition in der Kunst: das Stillleben. Stillleben gibt es in der westlichen Kunst seit mindestens 1504; in China bereits seit dem 13. Jahrhundert. Üblicherweise werden dabei schöne Objekte, meistens Blumen, Früchte, Gemüse oder andere Esswaren, malerisch festgehalten. Einige Stillleben integrieren ebenfalls tote Tiere im Zusammenhang mit der Essenszubereitung – was aber in früherer Zeit nicht mit Ekel in Verbindung gebracht wurde, sondern als üblicher Prozess des Kochens angesehen wurde.
Tomaz Gnus arbeitet aber nicht nur mit dem Widerspruch zwischen dieser jahrhundertealten Tradition und den alltäglichen Gegenständen. Er stellt seine Fotografie als Serie, mit jeweils einer kleinen Variation dar. Die Ausrichtung des Rachensprays auf die Kartoffeln erinnert an die Bedrohung durch eine Schusswaffe. Damit bezieht sich der Künstler auf die Flut von Gewalt-Bildern, die tagtäglich in leicht veränderter Form auf uns einprasselt.

Tomaz Gnus, 1977 in Aarau geboren, hat zunächst an der Zürcher Hochschule der Künste das Propädeutikum absolviert. 2016 hat er den Master in Fine Arts an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel erlangt. Heute lebt Tomaz Gnus in Wettingen.

Webseite von Tomaz Gnuz: www.tomazgnus.ch