Sarah Solderer

Aus der Serie: From 21.12, 21:00 to…. (work in progress); 2016; Öl, UV-Pigmente und Hasenleim auf Baumwolle.

Stell Dir vor, du hättest viele Puzzle-Teile, wüsstest aber nicht, wie das Bild am Ende aussehen sollte. Dann bräuchtest du eine grosse Portion Intuition. Vor dieser Herausforderung steht die Künstlerin Sarah Solderer, wenn sie die vielen Notizen aus ihrem Alltag zu ordnen versucht. Daraus entstanden drei grossflächige Gemälde aus einer noch nicht abgeschlossenen Serie. Sie sind Projektionsflächen für Gedanken, erlangtes Wissen und bereits Erlebtes. Sarah Solderers Ziel ist, Räume zu schaffen, die mehrere Dimensionen vereinen. Während eines Monats hat sie alle Wege aufgezeichnet, die sie im Zürcher Stadtraum abgelaufen ist. Auf dem ausgestellten Gemälde zeichnete sie diese Linien auf eine begrenzte Fläche ein. Sie scheinen um eine grüne Sonne herumgeschleudert zu werden. Damit bezieht sich Sarah Solderer auf ironische Weise auch auf uns Menschen, die von der Erde wie auf einem Karussell stets herumgedreht werden. Ob uns deshalb
manchmal schwindlig wird?

Die 1993 in Bozen, Italien geborene Künstlerin hat bereits Studien an der Kunstschule Franz Ferdinand Cademia in St. Ulrich und der Nuova Accademia di Belle Arti in Mailand abgeschlossen. Derzeit ist sie an der Zürcher Hochschule der Künste eingeschrieben. Sarah Solderer lebt und arbeitet in Zürich.

 

 

30′; 2016; Installation: Schaukel, Bücher, Kaffeetasse, Handy-Ladekabel, LED-Lampe, Kamera, iPads.

Abschalten. Wer schaltet schon gerne ab? Dann müsste man ja die Leere im eigenen Kopf ertragen. An einem durchschnittlichen Tag, an welchem man sechs Stunden einer Erwerbstätigkeit nachgeht, sollten Arbeitnehmende mindestens 30 Minuten Pause machen können. Eine Pause ist gemäss Definition eine zeitlich begrenzte Unterbrechung eines Vorgangs. Im Arbeitsalltag sollte die Pause aber durchaus zur Regeneration dienen – um die Effizienz für die weiteren Stunden bei der Arbeit zu steigern. Die zeitgemässe Pause erfordert ein kluges Management von Entspannung, Bewegung und Ernährung. Pausen werden oft auch als Schlüssel zum Erfolg angesehen.

Die Installation kann als eine „Oase der Ruhe“ beschrieben werden, die (fast) alle Bedürfnisse eines arbeitenden Menschen während der Auszeit stillt: eine Schaukel lädt zum Verweilen ein. Die ruhige und doch stetige Bewegung dieser sorgt für Entspannung und lässt auf das Wesentliche fokussieren. Hier kann man in den alltäglichen Notizen der Künstlerin stöbern, die sie zwischen 2014 und 2016 anfertigte, und meditativen Klängen lauschen.
Eine Kaffeetasse darf während einer Pause nicht fehlen. Das Koffein lässt den Blutdruck leicht steigen, die Bronchien weiten sich, die Harnproduktion wird angeregt und dadurch verbessert sich die Konzentration. Während man die Aussenwelt zu vergessen scheint, beobachtet diese jedoch den Besucher, denn heutzutage ist man nicht nur immer und überall erreichbar, man kann auch zunehmend nirgendwo mehr unbeobachtet sein – noch nicht einmal auf dem „stillen Örtchen“. Das Bild der Kamera wird als Livestream in die Toilettenräume des Kunstraums projiziert.

Die 1993 in Bozen, Italien, geborene Künstlerin hat an der Kunstschule Franz Ferdinand Cademia in St. Ulrich und der Nuova Accademia di Belle Arti in Mailand studiert. Derzeit ist sie an derZürcher Hochschule der Künste eingeschrieben. Sarah Solderer lebt und arbeitet in Zürich.