Luca Piazzalonga

Letztes Gefecht des Zivilisationsneurotikers; 2016; Luftbefeuchter und Luftentfeuchter.

Der 1994 in Basel geborene Künstler hat bis 2014 den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel besucht. Seit 2013 hat er sich intensiv mit der Performance und Aktionskunst beschäftigt. Luca Piazzalonga lebt und arbeitet in Basel.
Seine Installation, die aus einem Luftbefeuchter und einem Luftentfeuchter besteht, fällt den BesucherInnen möglicherweise auf den ersten Blick in einer Kunstausstellung gar nicht auf. In Museen und Galerien sorgt oft technisches Gerät für ein kontrolliertes Klima, um die Werke zu schützen. Luca Piazzalonga hat diese beiden Geräte relativ nah beieinander positioniert – sie pusten sich damit die befeuchtete bzw. entfeuchtete Luft gegenseitig an. Die Geräte arbeiten unablässig gegeneinander an; es ist ein Duell ohne Ende, bei dem keines der Geräte aufgeben oder gewinnen wird. Jedes der Geräte verliert durch die Anwesenheit des Anderen an Bedeutung. Der Künstler selbst nennt es „den ultimativen technologischen Endkampf“. Da von vornherein klar ist, dass keines der Geräte triumphieren wird, ist der Wettkampf absolut sinnlos. Der Künstler bezieht sich dabei auf
die Situation der zivilisierten Gesellschaft, in der jegliche Gefahr gebannt ist – so stellt der Kampf zweier Air-Conditioning-Geräte die spannendste Auseinandersetzung in der zivilisatorischen Einöde der Langweile dar. Luca Piazzalongo führt uns vor Augen, wie eine spielerische und humorvolle Auseinandersetzung mit der Technik im künstlerischen Bereich aussehen kann. Das Scherzhafte entsteht einerseits durch die Banalität dieser Geräte in einer Ausstellung, aber auch weil die BesucherInnen den Zweck der Geräte bestens kennen und ihnen die Absurdität der Situation deshalb augenfällig ist.

 

 

Haustier; 2016; Waschmaschinen-Trommel.

Der Performance-Künstler Luca Piazzalonga hat eine Waschmaschine ausgeweidet und verwendet die Trommel in einem völlig anderen Zusammenhang: Sobald die Trommel durch den angeschlossenen Bewegungsmelder einen Impuls erhält, hüpft sie in alle Himmelsrichtungen. Sie ist nicht mehr kontrollierbar und unberechenbar, hängt aber noch an ihrem Stromkabel. Dieses fungiert zusammen mit dem Bewegungsmelder als Lebenselixier, denn sobald keine Bewegungsimpulse von Besuchenden kommen, entweicht jegliche Aktivität aus der Waschmaschine. Das Stromkabel scheint aber zugleich auch die einzige Sicherheit zu sein, die die Waschmaschine einigermassen in Schach hält und daran hindert, auf und davon zu hüpfen. Luca Piazzalonga hat aus einer Waschmaschinen-Trommel ein wildes „Haustier“ erschaffen, das ebenso unberechenbar wie ein böser Wachhund an der Kette ist. Er spielt hier mit der Assoziation von wilder Unberechenbarkeit , einen scheinbar selbst agierenden Lebewesen, das durch den Bewegungsmelder sehen und Bewegung wahrnehmen kann, und dem scheinbaren Angebundensein durch das Kabel, was in uns die Illusion erweckt, es handle sich dabei um eine wildgewordene Waschmaschine, die laut dem Künstler „unberechenbar, dreckig und laut“ ist. Von Luca Piazzalonga befindet sich auch eine aus zwei Klima-Geräten bestehende Installation im grossen Saal der Ausstellung.